Auf dem Gemeindegebiet von Altstätten gibt es ein weit verzweigtes Netz von Bächen. Derzeit laufen im Bereich von Gewässersanierungen umfangreiche Projekte. Diverse bauliche Massnahmen sind bereits umgesetzt, andere sind in Planung.

Tobelbach

Die Hochwasserereignisse in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass an den Gewässern von Altstätten grössere Defizite sowohl hinsichtlich der Gerinnekapazität als auch dem Rückhalt von Holz und Geschiebe vorhanden sind. Es wurde auch deutlich, dass die grösseren Gewässer wie Stadtbach, Brendenbach, Luterbach oder Kesselbach, Donnerbach, Tobelbach und der Lienzbach Wildbachcharakter aufweisen und die Zerstörungskraft im Ereignisfall immens ist. Aber auch kleinere Gewässer wie Wuhrbach, Lehnbach, Roosenbach können grosse Schäden anrichten, wenn sie aus dem Gerinne austreten.

Die seit dem Jahre 2008 vorliegende Gefahrenkarte bestätigt die Gefahren durch die Prozesse Hochwasser, Murgang und Ufererosion. In der Gefahrenkarte werden punktuell erhebliche Gefährdungen (rot), in Teilbereichen mittlere Gefährdungen (blau) und grossflächig geringe Gefährdungen (gelb) ausgewiesen (Direktlink zur Gefahrenkarte).

Tobelbach

Die ersten Verbauungen aus Stein und Holz am Tobelbach stammen aus dem Jahre 1896 und wurden teilweise in der Mitte des letzten Jahrhunderts saniert und ergänzt. Im Rahmen der Ausarbeitung des Konzeptes im Jahre 2013 wurde festgestellt, dass die Bauwerke teilweise erhebliche Schäden aufweisen, die Sperren ihre Funktion nicht mehr erfüllen und der Belastung eines grösseren Hochwassers nicht mehr standhalten würden. Zudem zeigte die Gefahrenkarte Wasseraustritte bei seltenen Ereignissen auf.

Detaillierte hydraulische Berechnungen wiesen für den unteren Teil des Tobelbachs und bei der Brücke Kesselbach grosse hydraulische Defizite aus. Bei einem Hochwasserereignis muss auch mit einem grösseren Geschiebe- und Holzanfall gerechnet werden. Für den Rückhalt stand aber lediglich der Kiesfang Kesselbach mit einem Volumen von rund 2’000 m³ zur Verfügung.

Der Projektperimeter umfasste die obersten 50 m des Kesselbachs und den Tobelbach vom Zusammenfluss Donnerbach bis zum Lamerentobel. Im Vorprojekt war vorgesehen, die Sperren im Lamerentobel zu erhalten. Im Rahmen der geschiebetechnischen Abklärungen wurde festgestellt, dass mit dem Erhalt der Sperren das erforderliche Rückhaltevolumen nur minimal reduziert und die Stabilität der Ufer bzw. Böschungen im verbauten Bereich nur unwesentlich verbessert werden kann. Der finanzielle Aufwand für die Instandstellung bzw. den Wiederaufbau der Sperren ist, als Folge der sehr schlechten Zugänglichkeit, jedoch gross. Auf den Erhalt der Sperren im Lamerentobel wurde daher verzichtet.

Das Bachgerinne zwischen Kesselbach und Heidenerstrasse wurde zur Erhöhung der Kapazität, soweit möglich und sinnvoll, abgesenkt und/oder aufgeweitet. Einzelne Stege und Brücken mussten angehoben bzw. ersetzt werden. Die Ufersicherungen und Querbauwerke in diesem Abschnitt wurden weitgehend eliminiert. Oberhalb der Heidenerstrasse wurden die vorhandenen Sperren oder Schwellen im Zuge des Ausbaus saniert, durch Neubauten ersetzt oder eliminiert. Der Querschnitt des Gerinnes wurde ebenfalls vergrössert, damit die anfallenden Wassermengen abgeleitet werden können. Für den Rückhalt von Geschiebe und Holz wurde beim Waldpark ein etwa 50 m langer Gerinneabschnitt aufgeweitet und mit den notwendigen Bauwerken (Abschluss- und Einlaufsperre) gesichert. Je nach Auflandungsgefälle konnte ein Rückhaltevolumen von ca. 4’800 bis 6’000 m³ geschaffen werden.

Die Bauarbeiten konnten zwischenzeitlich abgeschlossen werden. Mit der Inbetriebnahme der Geschiebe- / Holzrückhalteanlage oberhalb des Siedlungsgebietes, dem Ausbau des Gerinnes und dem Ersatz der alten Schutzbauten konnte der Schutz für Hochwasser des Siedlungsgebietes wesentlich erhöht werden.

Lienzer Bach

Nach einem Lawinenabgang müssen die Murgangschutznetze im Bereich Roti Platte instand gestellt werden. Diese Arbeiten werden voraussichtlich im Frühjahr 2023, sobald es die Witterungs- bzw. Schneeverhältnisse zulassen, ausgeführt. Die Zustandsaufnahme, welche im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts Lienzerbach in Auftrag gegeben wurde, zeigte erhebliche Schäden an der Schussrinne oberhalb des Kiesfangs Oberfeld auf. Die Sanierungsarbeiten am Gerinne konnten im Frühsommer 2022 abgeschlossen werden

Der langfristige Schutz des Siedlungsgebietes, mit einer Ausleitstelle für einen allfälligen Murgang bei der Lienzer Leui, wurde weiter vorangetrieben und konkretisiert. Die physikalische Modellierung zeigte, dass die projektierte Ausleitstelle funktioniert und bei einem Murgangereignis anspringt. Erkenntnisse aus der numerischen Modellierung forderten weitere Abklärungen und neue Lösungsansätze für die Sohlenausbildung der Ausleitrinne. Aufgrund dieser Problematik wurde der Felsverlauf im Ausleitbereich erhoben. Nach Vorliegen dieser Ergebnisse hat sich das Projektteam entschieden, eine weitere Variante - eine 10 m breite Rinne, eingeschnitten in den Felsen - zu prüfen. Die zusätzliche Variante löst das Problem bezüglich der hohen Schleppkräfte und der Sohlenbefestigung. Ausserdem ist der Landverbrauch gegenüber dem 30m breitem Kanal geringer und die Eingliederung in das Landschaftsbild besser. Die Wirksamkeit bzw. der Funktionsnachweis dieser Variante konnten mittels numerischer Modellierungen aufgezeigt werden.

Stadtbach

Das Hochwasserschutzprojekt Stadtbach erstreckt sich vom Kiessammler Guter Hirte bis zum Frauenhofplatz. Aufgrund der vielen Schnittstellen mit den angrenzenden Verkehrsinfrastrukturen – insbesondere entlang der Churerstrasse – werden zurzeit die Anforderungen «Strasse» im Rahmen eines Betriebs- und Gestaltungskonzepts erarbeitet. Dabei wird die Schaffung eines Uferweges entlang des Stadtbachs geprüft. Mit dem Uferweg könnte unter anderem die Sicherheit für Schulkinder und Fussgänger im Bereich der Churerstrasse stark verbessert werden. Parallel zum Betriebs- und Gestaltungskonzept läuft die Wirksamkeitsanalyse der projektieren Massnahmen (Gefahrenkarte nach Massnahmen) und die Wirtschaftlichkeitsrechnung. Nach Abschluss des Betriebs- und Gestaltungskonzepts werden die beiden Projekte aufeinander abgestimmt und der Bevölkerung vorgestellt.

Brendenbach

Die Projektierung für den neuen Durchlass Frauenhofplatz, welcher erhebliche hydraulische Defizite aufweist, erfolgt durch das kantonale Tiefbauamt und wird voraussichtlich mit dem Hochwasserschutzprojekt Stadtbach öffentlich aufgelegt.

Zur hydraulischen Verbesserung des Einlaufbereichs Durchlass Frauenhofplatz wurde das Hochwasserschutzprojekt Brendenbach Unterlauf ausgearbeitet, welches im Jahr 2020 die Rechtskraft erlangte. Das Bauvorhaben beabsichtig eine Erhöhung der Abflusskapazität und eine Absenkung der Gerinnesohle.

Entgegen dem generellen Projekt, welches für den Abschnitt Haldenstrasse bis Kiesfang Obermüli keine Arbeiten vorsah, zeigen die periodischen Zustandsaufnahmen eine klare Erosionstendenz der Sohle in diesem Abschnitt. Aufgrund der neuen Erkenntnisse muss der Abschnitt Haldenstrasse bis Kiesfang Obermüli ebenfalls saniert werden. Die Stadt Altstätten hat den Auftrag für die Ingenieurdienstleistungen für die Phase 3 «Projektierung» vergeben. Das Auflageprojekt wurde bereits zur kantonalen Vernehmlassung eingereicht. Parallel dazu wurde das Mitwirkungsverfahren durchgeführt. Die öffentliche Auflage erfolgt voraussichtlich im laufenden Jahr.

Der geplante zusätzliche Geschieberückhalt Weidest wurde aufgrund der kantonalen Vorprüfung und der umfangreichen Rückmeldung überarbeitet und optimiert. Als nächster Schritt wird das Mitwirkungsverfahren durchgeführt.

Lehnbach / Wuhrbach / Roosenbach
Die durchgeführten Überprüfungen des baulichen Zustandes und der Kapazität der weitgehend in Rohren geführten Gewässer Lehnbach, Wuhrbach und Roosenbach haben gezeigt, dass die Leitungen schadhaft sind und die geforderte Wassermenge nicht abzuleiten vermögen. Der Wuhrbach und der Roosenbach haben in Lüchingen schon mehrmals zu Überflutungen geführt – das letzte Mal im Juni 2016. In einem im Jahr 2016 ausgearbeiteten Konzept wurden verschiedene Lösungen zur Behebung der Hochwasserschutzdefizite aufgezeigt. Die Vorschläge und Varianten des Konzeptes werden vertieft und aufgrund der kantonalen Vorprüfung zu einem Vorprojekt ausgearbeitet.


Stand September 2023

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