«Keine Frage ob, sondern wann der nächste Murgang kommt»

30. September 2024
Altstätten/Lienz - Berichte über Hochwasserereignisse und Murgänge dominieren die Medien seit Monaten. Um die Bevölkerung möglichst optimal vor Unwetterereignissen zu schützen, befinden sich in Altstätten einige Projekte in Arbeit. Unter anderem eines am Lienzer Bach. Dieser gehört zu den bedrohlichsten Gewässern im Kanton St.Gallen.

Die Umsetzung von Hochwasserschutzmassnahmen wird die Stadt Altstätten in den nächsten Jahren Millionen kosten. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewähren, sind die Investitionen unumgänglich. Aktuell liegt der Fokus auf dem Brendenbach, dem Stadtbach und dem Lienzer Bach. Jener gehört zu den Gewässern, von denen eine der grössten Gefahren im Kanton St.Gallen ausgeht. In den vergangenen gut 80 Jahren kam es bereits zu acht Ereignissen. Die Lage am Fuss des Hohen Kasten ist idyllisch, wird aber bei starken Regenfällen rasch bedrohlich. Dabei sind nicht in erster Linie die Wassermassen das Hauptproblem. «Im Einzugsgebiet des Lienzer Bachs liegen Felsbrocken und loses Gestein. Bei heftigen Schauern kann dieses bis ins Dorf transportiert werden», weiss Stadtpräsident Ruedi Mattle. Die drohende Gefahr ist seit geraumer Zeit bekannt. Die Gefahrenkarte aus dem Jahre 2008 zeigt den Handlungsbedarf auf. Vorgezogene Massnahmen, wie das Anbringen der Murgangschutznetze, wurde bereits umgesetzt. Die Gefahr ist allerdings noch nicht gebannt. Für die Fachexperten und den Stadtrat ist klar: «Es ist keine Frage ob, sondern wann der nächste Murgang kommt.»

 

Bund verlangt Variantenstudium

Um die grosse Gefahr zu bändigen sind weitere Schutzmassnahmen notwendig. Während die Notwendigkeit kaum bestritten ist, gab es in der Vergangenheit Diskussionen wie diese umgesetzt werden sollen. Nicht zuletzt aufgrund des drohenden Landverlustes für die betroffenen Grundeigentümer. Aufgrund des Ausmasses des Projekts verlangt der Bund nun ein Variantenstudium. In diesem müssen sämtliche, technisch möglichen Varianten aufgezeigt werden. «Der Entwurf des technischen Berichts liegt inzwischen vor. Aktuell findet die Finalisierung statt», erklärt Stadtrat Othmar Fischlin, Präsident der Bachkommission. Neu wird mit einer geringeren Menge an Murgangmaterial gerechnet. Grund für die Anpassung ist die im Gelände durchgeführte Neubeurteilung sowie der gemeinsame Entscheid von Stadt und Kanton, die bestehenden Wildbachsperren oberhalb Furnis langfristig zu erhalten. Ebenfalls neu ist, dass der Murgang nicht mehr isoliert betrachtet wird, sondern im Gesamtkonzept auch mögliche Massnahmen für den Hochwasserschutz aufgezeigt werden müssen. Am 31. Oktober 2024 werden die neuen Erkenntnisse sowie vier mögliche Varianten der Bevölkerung an einem öffentlichen Informationsanlass präsentiert. «Uns ist es wichtig, die Haltung der Direktbetroffenen zu hören, damit wir diese in den Bericht einfliessen lassen können», sagt Othmar Fischlin. Ende Jahr soll dann der ergänzte technische Bericht bei Bund und Kanton zur Vorprüfung eingereicht werden. Nach Erhalt der Rückmeldungen wird das weitere Vorgehen definiert.

Der öffentliche Informationsanlass zum Variantenstudium «Hochwasser- und Murgangsschutz Lienzer Bach» findet am Donnerstag, 31. Oktober 2024, ab 19 Uhr in der Turnhalle des Schulhauses Lienz statt.

Teils meterhohe Felsbrocken liegen im Bachbett des Lienzer Bachs. Wenn die Wucht des Wassers genügend gross ist, werden diese bis ins Dorf transportiert. Durch geeignete Massnahmen können Schäden im Siedlungsgebiet verhindert werden
Teils meterhohe Felsbrocken liegen im Bachbett des Lienzer Bachs. Wenn die Wucht des Wassers genügend gross ist, werden diese bis ins Dorf transportiert. Durch geeignete Massnahmen können Schäden im Siedlungsgebiet verhindert werden. Foto: pd